WOLFSNACHRICHTEN AUS SCHWEDEN

Schweden senkt Wolfszahlen drastisch – Deutschland zögert weiter

Dieser Artikel stammt von Madeline Düwert am 30. Juni 2025 – 11:23 Uhr/Land und Forst Digitalausgabe Juni2025

Bisher durften noch mindestens 300 Wölfe das Land durchstreifen – jetzt macht die schwedische Regierung Ernst und senkt den günstigen Erhaltungszustand auf 170 Einzeltiere ab. Während Schweden Fakten schafft, steckt die Regierung in Deutschland nach wie vor in internen Auseinandersetzungen. Dabei leben allein in Niedersachsen fast so viele Wölfe wie in Schweden.

Bisher waren es 300 Wölfe, die Schweden als günstigen Erhaltungszustand angegeben hatte. Jetzt will das Land diese Ziffer fast halbieren: Die schwedische Regierung hat die nationale Umweltschutzbehörde damit beauftragt, Populationsgröße für einen „günstigen Erhaltungszustand“ in Schwedens Bericht zum Zustand der Arten laut Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie an die EU-Kommission in diesem Jahr auf 170 Wölfe abzusenken.

Alle sechs Jahre können die Mitgliedsländer einen neuen günstigen Erhaltungszustand melden, für Schweden wäre eine neue Meldung im Juli möglich. Zuletzt hatte das Land den günstigen Erhaltungszustand 2019 nach Brüssel gemeldet. Schon im Herbst hatte Schwedens Regierung diesen Schritt angekündigt.

Erstes Zwischenziel 2026: 270 Wölfe

Die schwedische Wolfspopulation soll laut dem schwedischen Landwirtschaftsministerium schrittweise reduziert werden, um den günstigen Erhaltungszustand zu gewährleisten und „die geschützte und lizenzierte Jagd fortzusetzen“. Ein erstes Zwischenziel sei eine Raubtierpopulation von „270 Tiere bis zur nächsten lizenzierten Jagd im Jahr 2026“, erläuterte Agrarressortchef Peter Kullgren.

Deutschland hadert mit dem günstigen Erhaltungszustand

Während Schweden für Juli 2025 bereits seine neue Referenzzahl von 170 Wölfen meldet, verhandelt Deutschland weiterhin über die richtige Anzahl der Beutegreifer im Bundesland und über das gemeinsame Handeln der Bundesländer. Zur Diskussion stehen hier 250 Raubtiere und mehr.

Die Wolfszahlen in Deutschland und Niedersachsen bereiten Landwirten Sorgen

Zum Vergleich: Die Landfläche Schwedens ist etwa um 26 Prozent größer als die in Deutschland. In Deutschland leben jedoch 8-mal so viele Einwohner wie in Schweden. Schweden ist demnach sehr dünn besiedelt, es gibt viele Naturräume, in denen sich Wölfe aufhalten können.

Im Monitoringjahr 2023/24 ist die Wolfspopulation in Schweden auf 375 Tiere geschätzt worden, rund 376 Nutztierrisse wurden gezählt.

Für den gleichen Zeitraum wurden in Deutschland etwa 1.600 Wölfe nachgewiesen, rund 5.700 Risse von Schafen, Rindern, Ziegen oder Pferden wurden von Landwirten und Nutztierhaltern gemeldet und dokumentiert. 

Allein in Niedersachsen leben mit schätzungsweise rund 367 Wölfen fast so viele wie in ganz Schweden. Die Landesjägerschaft und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) schätzten die Population in Niedersachsen im Sommer 2024 sogar auf rund 600 Tiere.

Warnungen von Umwelt- und Naturschutzorganisationen

Der Referenzwert einer Art ist die Mindestzahl an Individuen, die auf nationaler Ebene als notwendig erachtet wird, um die Aufrechterhaltung des günstigen Erhaltungszustands der Art in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet langfristig zu gewährleisten.

Kritik an der Änderung Schwedens kam umgehend von der größten Umwelt- und Naturschutzorganisation im Land. Laut der Schwedischen Gesellschaft für Naturschutz verstößt die Entscheidung der Regierung gegen wissenschaftliche Empfehlungen und EU-Recht. Laut den Naturschützern muss der Referenzwert höher sein als die berechnete lebensfähige Mindestpopulation, und 170 Wölfe würden dafür nicht reichen. Die Organisation warnt davor, dass der Wolf damit langfristig aus Schweden verschwinden könnte.

Quelle: Land und Forst

https://www.landundforst.de/politik/schweden-senkt-wolfszahlen-drastisch-deutschland-unentschlossen-573662